"Sport ist Mord" behaupten einige eingefleischte Nichtsportler. Sie glauben nicht an die Segnungen von Sport und Bewegung. Hingegen schließen sich von Hamburg bis München die vom Sport begeisterten Menschen in Sportclubs oder Sportvereinen zusammen.
Oft wird zwischen Sportlern und Nicht-Sportlern die Frage diskutiert, ob Sport in irgendeiner Art nützlich für die Gesundheit sei. Man könnte ja behaupten, dass Sport nur ein Indikator für ohnehin erblich gesunde Menschen sei. Diese Auffassung ist schwer zu widerlegen. Der Nichtsportler würde dann zum Sportler sagen: "Du beweist mir mit Deinem Sport nur, dass Du zufällig gesunde Erbanlagen hast. Die sportliche Anstrengung wird weder Dir noch mir eine verbesserte Gesundheit schenken."
Gibt es irgend einen Mechanismus der Biochemie, der einen Zusammenhang zwischen der Ausübung einer Sportart und der Verminderung von Krankheit zeigt?
Hier lesen wir so einen Artikel, der die Gesundheit von Sportlern unterstreicht. Sportler haben offenbar eine halbierte Sterberate. Der Skeptiker würde einwenden: "Das haben gut veranlagte Menschen auch ohne Sport. Der Wettkampf dient nur zur Unterscheidung der gesund Veranlagten von denen, die zur Krankheit veranlagt sind."
Wenn Sie auch so ein Sport-Skeptiker sind, dann werden die folgenden Bilder Ihre Auffassung umkrempeln. In der Säulenfeld-Grafik von Prof. Dobnig von der Universität Graz wird der Zusammenhang von Vitamin D und der Zahl der Herztoten angegeben. Die hohen Säulen in den hinteren Reihen zeigen die Gruppen mit den höchsten Todesraten an. Wenn wir nun länger leben wollen, sollten wir daher in die vorderen Gruppen mit der geringen Sterblichkeit gelangen. Was ist auf den Achsen der Darstellung aufgetragen?
Zunächst in Kurzfassung:
Auf der rechten Seite gelangen wir zu einer geringeren Sterblichkeit, wenn wir hohe Werte für "normales Vitamin D" vorweisen können. Auf der linken Seite benötigen wir hohe Werte für "aktives Vitamin D".
Wie schwer es ist, an normales Vitamin D zu kommen, darüber haben wir einiges erfahren. Da viele Menschen dauerhaft in einem Mangelzustand verbleiben, erkennen wir hier einen effizienten Ansatzpunkt für eine durchgreifende Verbesserung der Gesundheit. Das ist die rechte Seite der Abbildung.
Was aber ist "aktives Vitamin" D?
Das "normale" Vitamin D, von dem wir bislang gesprochen haben liegt in einer Form vor, die zunächst gar keine biologische Aktivität entfaltet. Das können wir mit einem Schlüssel vergleichen, der unbeachtet auf dem Küchentisch liegt. Erst in der Hand des Benutzers und einer Drehbewegung öffnet er eine verschlossene Tür.
Beim Vitamin D wird dieser Übergang von der passiven in die aktive Form durch eine Veränderung des Moleküls an der Position 1 vollzogen. Aus dem passiven "25-OH-Cholecalciferol" wird das aktive "1,25-OH-Cholecalciferol". Dieses aktive Vitamin D ist in der Lage, sich ins Türschloss zu begeben, den Rezeptor. Dort findet dann mit dem Eintreffen des Schlüssels der Effekt auf die DNA statt.
Mit einem winzigen Schritt also bekommt das passive Vitamin D wie es beispielsweise in Vitamin-Tabletten und Seefisch vorliegt seine Macht über den Körper. Und jetzt dringen wir zu den inneren Zusammenhängen vor: Das aktive Vitamin D hat nämlich einen Tagesrhythmus. Wenn wir inaktiv sind und schlafen, ist es niedrig. Sobald wir körperlich aktiv werden, steigt es an. Im Bild sehen wir den Anstieg im Verlauf eines Vormittages als rote Kurve hervorgehobenen.
Wir erkennen auch, dass die einzelnen schwarzen Kurven der verschiedenen Testpersonen extreme Unterschiede aufweisen. Bei sportlicher Bewegung braucht unser Körper mehr Calcium, das aktive Vitamin D muss dieses bereitstellen. Deshalb wird Vitamin D "scharf geschaltet". Und genau dieser Mechanismus begründet die unmittelbare Nützlichkeit jeder einzelnen kleinen sportlichen Betätigung. Die vielen guten Wirkungen des "Vitamin D" sind nämlich die Folgen des aktiven Vitamin D. Nur das Vitamin D in seiner aktiven Form ist in der Lage, sich in den Rezeptor zu legen und damit die DNA zu regulieren. Die guten Effekte des Vitamin D werden also erst durch sportliche Betätigung veranlasst.
Welches Fazit können wir aus diesem Einblick in unsere eigene Biochemie ziehen?
Wir müssen zwei Dinge im Griff behalten, um das schützende System unseres Köpers in Schwung zu halten. Von der Sonne und der Zufuhr von Vitamin D haben wir schon gehört. Diese beiden Quellen sorgen für den Rohstoff, den wir für unser Steuerungs-System brauchen. Neu ist, dass mit jeder sportlichen Betätigung die schützende Kraft des Vitamin-D-Systems in Gang gesetzt wird. Durch unsere körperliche Aktivität gewinnen wir einen unabhängigen schützenden Faktor für unsere Gesundheit. Ohne körperliche Betätigung bleibt auch ein guter Spiegel von Vitamin D ungenutzt.
Das "aktive Vitamin D" ist genau der Stoff, der immer wieder für ein paar Stunden einen Schutz der DNA bewirkt. - Das ist die biochemische Begründung für eine regelmäßige Bewegung.