Wenn das Vitamin D-System eine solche Bremswirkung auf die DNA entfaltet, müsste dann Vitamin D nicht auch die Alterung verzögern können?
Alterung ist ein Prozess, bei dem sich die DNA abnutzt wie Reifen am Auto. Hat Vitamin D auch hier einen Einfluss?
Woran erkennt ein Fachmann der Gen-Technologie die Abnutzung der DNA? Dazu müssen wir einen neuen Begriff verstehen, den Sie vielleicht noch nie gehört haben: "Das Telomer."
Übersetzt heißt das ungefähr: "der ausgestreckte Arm." Es handelt sich hierbei um das Ende jedes Chromosoms, das keine Information besitzt, damit es die DNA schützen kann.
Das klingt zunächst paradox, macht aber durch folgende Erklärung Sinn:
Wenn die Zelle sich verdoppeln will, so muss sie zunächst ihre "Bibliothek" -das heißt die gesamte DNA- kopieren. Die kleine Gen-Maschine dafür heißt Polymerase. Es ist übrigens genau das System, das bei jedem Gentest zum Einsatz kommt, um DNA-Spuren millionenfach zu kopieren.
Das Problem bei der Verdopplung ist, dass der Teil, an dem die Polymerase ansetzt, abgeschnitten werden muss. So verkürzt sich die DNA bei jedem Verdopplungs-Vorgang um ein kleines Stück an der Telomer-Länge. Dadurch, dass das Telomer keine Informationen enthält, hat dieser Verlust zunächst keine Folgen. Die DNA ist erst gefährdet, wenn das Telomer aufgebraucht ist.
Im Bild kann wurden die Telomere mit roten Pfeilen markiert. An der Länge dieser Ärmchen kann der Fachmann erkennen, wie oft die Chromosomen schon abgelesen wurden. Eine Chromosom muss also umso älter sein, je kürzer die Telomere sind.
Die Erkenntnis hieraus über Telomere und Vitamin D:
Bei hohen Werten von Vitamin D kommt es zu einer Schonung der Telomer-Länge, das es die Zellteilungsrate verringert.
Das bedeutet, dass die Abbremsvorgänge des Vitamin-D langfristig auch die Lesbarkeit der DNA erhalten. Die von Vitamin D-geschützte Zelle kann sich auch dann noch verdoppeln, wenn andere Zellen wegen des bereits fehlenden Telomers zum Auslaufmodell geworden sind.
Daher kann die eingangs formulierte Idee bestätigt werden. Vitamin D ermöglicht es der Zelle, älter zu werden.
Die Zahl der maximal möglichen Zellteilungen wird im Allgemeinen auf maximal 50 geschätzt. Ganz gleich wie hoch sie auch sein mag, sie ist begrenzt. Das bedeutet aber auch, dass geschädigte Zellen nur in begrenztem Umfang ersetzt werden können. Vitamin D zögert diesen Prozess der Abnutzung durch Verhinderung von Zellteilungen offenbar hinaus. Vitamin D bremst die Alterung.
