Aber vor Hautkrebs und sonstigen Gefahren der Sonne wird doch immer gewarnt! Ja, leider haben wir es hier mit einer teilweise missverständlichen Öffentlichkeitsarbeit zu tun. Wenn Sie einen Dermatologen persönlich ansprechen, kann dieser ihnen bestätigen, dass die genannte Sonnendosis von 2 x 15 Minuten für den mittleren Hauttyp im Prinzip nützlich und keineswegs schädlich ist. Es mag zwar einzelne Ausnahmen geben, aber ein generelles Sonnenverbot gibt es nicht und hat es auch nie gegeben.
Sicherlich ist es schädlich stundenlang in der Sonne zu bleiben und einen Sonnenbrand zu erleiden. Aber das Sonnen ganz zu verbieten würde bedeuten, das Kind mit dem Bade auszuschütten.
Ich gebe zu: Es ist durchaus knifflig, normalerweise 2 x 15 Minuten Sonnenbad täglich zu empfehlen. Ich will da nichts beschönigen. Es erinnert mich an eine andere Empfehlung täglich ein Glas Rotwein zu trinken. Auch da gibt es Menschen, die damit nicht zurechtkommen. Sicherlich gibt es einige denen man es besser untersagt, weil sie keine Grenzen finden. Es ist wie mit den meisten Dingen der Ernährung und Versorgung: es gibt sowohl ein "zu viel" als auch ein "zu wenig". Der mittlere Weg ist die heilsame und glückbringende Wahl.
Oft haben Menschen unnötig große Angst vor Hautkrebs. Nur die wenigsten kennen überhaupt jemanden, der an Hautkrebs gestorben ist. Im Gegenteil: Beim Malignen Melanom (schwarzer Hautkrebs hervorgerufen durch Sonnenbrand) handelt es sich um eine sehr seltenere Krebsart. Beispielsweise entsteht Lungenkrebs 50 bis 100-mal häufiger. Zum anderen kann man mit ein wenig Wachsamkeit den Hautkrebs im frühen Stadium der Entwicklung selbst entdecken und sogleich entfernen lassen. Viele Hausärzte beteiligen sich zudem an der kostenlosen Früherkennung von Hautkrebs.
Krankhafte oder auffällige Hautveränderungen kann man also früh sehen und früh entfernen lassen. Das ist der Unterschied zu Krebs an Leber, Darm oder Bauchspeicheldrüse. Die Ausgangsposition ist also für Patienten und Ärzte sehr viel günstiger.
Solange ein schwarzer Hautkrebs die Dicke von 1 mm nicht überschreitet, ist die Prognose günstig. Die Entscheidung für oder gegen eine Entfernung eines Muttermales trifft der Arzt mit einer speziellen beleuchteten Hautlupe. Wegen der frühen Streuung speziell beim Malignen Melanoms sollte umgehend eine Abklärung erfolgen.
"Wer regelmäßig in die Sonne geht, stirbt am Ende an Hautkrebs. - Falsch! Dennoch ist diese Auffassung oft anzutreffen. Die Wahrheit ist, dass gerade Menschen mit Berufen ohne ständige Sonneneinwirkung vom schwarzen Hautkrebs betroffen sind. So ist auch die Grafik erklärbar: Die höchste Gefahr in Europa für den schwarzen Hautkrebs gibt es in Norwegen, Finnland und Schweden. Hingegen hat Spanien die günstigste Verlaufskurve.
"Sonne macht Krebs" - Falsch! Wenn es so wäre, dann müssten ja die von der Sonne belichteten Stellen am ehesten befallen sein. Alle Dermatologen wissen jedoch das, was die beiden Dermatologen Prof Holick und Prof Reichrath immer wieder betonen: Schwarzer Hautkrebs entsteht bevorzugt an unbelichteten Hautstellen. Betroffen sind vorrangig Personen, die selten oder nie in die Sonne gehen. Und diese bekommen das Maligne Melanom an Hautstellen, an die nie ein Lichtstrahl gedrungen ist.
Es gibt allerdings andere Hautgewächse, die vorwiegend im Gesicht und an anderen Stellen wachsen, die der Sonne ausgesetzt sind. Diese bezeichnet man in Ergänzung zum schwarzen Hautkrebs oft als weißen Hautkrebs. Diese Hautkrebsarten im Gesicht können ebenfalls leicht entdeckt werden. Wenn Sie eine Stelle im Gesicht haben, die nicht heilen will, dann gehen sie zum Arzt. Viele sagen dann. Die Haut ist nur kaputt, weil ich immer kratze, und verkennen die wahre Ursache. Die Gefahr beim malignen Melanom ist bekanntlich die frühe Metastasierung. Sogenannte Basaliome (Form des hellen Hautkrebs) hingegen metastasieren prinzipiell nicht. Basaliome haben daher auch keine tödlichen Folgen.
Um es ganz klar zu sagen: Ein Sonnenbrand ist insbesondere bei Kindern schädlich und kann das Risiko für Hautkrebs erhöhen. Es ist jedoch falsch in das Gegenteil zu verfallen und das Sonnenlicht ganz zu meiden. Wer die Sonne konsequent meidet, der leistet der Haut einen Bärendienst. Sonne zu vermeiden erhöht sogar das Risiko für den schwarzen Hautkrebs.
Mit dem Schwarzen Hautkrebs ist nicht zu spaßen. Es ist eine Krankheit, die schnell metastasiert. Bei früher Diagnostizierung ist sie jedoch gut zu behandeln. Zum Glück ist Hautkrebs eine vergleichsweise seltene Erkrankung. Sie trifft nicht die Sonnenanbeter sondern meist Menschen, die Sonne seit Jahren gemieden haben. Der vernünftige mittlere Weg der Sonnenbelichtung ist daher die Empfehlung der Experten.
So riskiert man weder den schwarzen Hautkrebs wegen zu wenig Licht noch den weißen Hautkrebs wegen zu viel Sonne. Das ist eine Gratwanderung, die durchaus leicht erlernbar ist. Man benötigt dazu lediglich einen Kurzzeitwecker.
