Wir haben erkannt, dass uns Fisch, Solarium und Sonne nicht ständig ausreichend zu Verfügung stehen bzw. wir diese Quellen nicht ausreichend konsumiert können. Daher müssen wir uns leider mit Vitamin D als Medizin befassen.
Der normale Mensch ist froh, wenn er keine Pillen zu sich nehmen muss. Daher mag dieses Thema befremdlich wirken. Doch das einzig Vernünftige in diesem Fall ist es, sich ernsthaft mit der Frage der Tabletten-Einnahme zu befassen. Wann Vitamin D muss eingenommen werden, um Folgeschäden zu vermeiden? Solange die Bäume keine Blätter tragen, kann unser Körper auch kein Vitamin D bilden. Unser Spiegel sinkt ab und bringt uns in Gefahr. Wir müssen gegensteuern. Es geht uns im deutschen Winter nicht besser als Matrosen im U-Boot oder Astronauten im Weltraum.
Wie viel Vitamin D soll man nehmen, um im Winter diese Gefahrenzone zu vermeiden? Wie hoch muss die Einnahme sein, um von einem niedrigen Spiegel auf gesunde Werte zu kommen?
Ein jeder weiß, Kinder erhalten im Säuglingsalter Vitamin D als kleine Tabletten. "Für die Zähne", lautet eine gerne gegebene Begründung. Wir können aber sicher sein, es ist auch für den ganzen übrigen Körper wichtig.
Aber wieso bekommen ältere Kinder, Jugendliche und Erwachsene kein Vitamin D? Gibt es etwa einen Zeitpunkt, bei dem durch die Entwicklung der Biochemie eines Menschen dieser Stoff im Körper selber erzeugt werden kann?
Nein! - lautet die Antwort. Daher ist es von großem Nachteil, wenn wir diese Tabletten in späterem Alter nicht mehr bekommen. Die gängige Nahrung kann diese Lücke nicht schließen. Insbesondere in Zeiten, wo der Körper wegen Regen und Kälte bekleidet bleiben muss kommt es daher zu einem Mangel an Vitamin D.
Hier sehen wir Reinhold Vieth. Er ist einer der renommiertesten Wissenschaftler in der Frage der Dosisfindung für Vitamin D. Seit Jahrzehnten hat es sich mit diesem Thema befasst. Bei einem Kennenlernen konnte ich feststellen, dass er genau so liebenswert ist, wie er auf dem Bild aussieht. In diesem Fachartikel schreibt er zusammen mit einer Reihe von anderen Vitamin D-Experten, dass ein Spiegel von mindestens 30 ng/ml erreicht werden sollten. Dies deckt sich mit der Antwort auf Frage 3.22.
Ein Urlaubstag in einem sonnigen Land oder ein Sonnenbad von 2 x 15 Minuten führt zu einer Erzeugung von etwa 20.000 Einheiten Vitamin D.
20.000 Einheiten sind die Dosis eines einzigen Urlaubstages. Daher ist der Nachweis der Studie nicht verwunderlich, dass die tägliche Dosis von 40.000 Einheiten ebenfalls unproblematisch sind. Es hört sich viel an "40.000 Einheiten" zu verabreichten. Es ist jedoch eine Dosis, die nur so viel beinhaltet wie uns die Sonne an 2 sonnigen Urlaubstagen schenkt.
Man legt in der Studie besonderes Augenmerk auf mögliche Risiken und Nebenwirkungen. Es stellte sich jedoch heraus, dass:
- niemand einen erhöhten Calciumspiegel im Blut bekam.
- Nicht einmal die Ausscheidung von Calcium über den Urin stieg an. Und somit
- die Patienten der Studie in keiner Weise durch zu viel Vitamin D gefährdet waren.
Die Patienten dieser Studie waren an Multipler Sklerose erkrankt. Hier zeigte sich eine positive Überraschung, auf die man gehofft hatte: In der hochdosiert behandelten Gruppe ging die Zahl der MS-Zonen des Gehirn zurück. Das MRT zeigte eine Besserungstendenz.
Hier sehen wir einen Beipackzettel für die Vitamin D-Tabletten zu 1000 Einheiten, die man Säuglingen zur Vorbeugung einer Knochenerweichung (Rachitis) geben soll.
Von einer Schwelle zur Überdosierung wird hier ab 40.000 Einheiten täglich über 1 bis 2 Monate ausgegangen. Dies entspricht insgesamt erst 1,2 Millionen Einheiten, die eingenommen werden müssten um möglicherweise eine Überdosierung zu erzielen.
Eine Dosis von 320.000 Einheiten Vitamin D (8 mg) stellte bis vor 30 Jahren auf jeder deutschen Neugeborenenstation die Dosis für die Rachitisprophylaxe (Vorbeugung zu Knochenerweichung) dar. Mit dieser "Begrüßungsdosis" wurde verhindert, dass die Babys in die Gefahr der Knochenerweichung kamen. Der Eintrag, den ich in diesem alten Impfausweis fand war verblasst. Ebenso verblasst ist die Erinnerung daran, wie viel Vitamin D erforderlich ist, um einen gesunden Spiegel zu erreichen.
Heute ist die tägliche Gabe von 1000 Einheiten, anstelle der einmaligen Injektion von 8mg Vitamin D, üblich. Sollte selbst diese 1000 Einheiten täglich verzichtet werden, sind Gedeihstörungen, Verstopfung, Mattigkeit, Infektanfälligkeit und Schmerzempfindlichkeit des Kindes vorprogrammiert. Die US-amerikanischen Kollegen sprechen sogar von einer Wiederauferstehung der Knochenerweichung (Resurrection of Rickets).
Erfahrungswerte zeigen, dass beim Erwachsenen mit ca. 80 kg Körpergewicht der im Blut gemessene Vitamin D-Spiegel erst dann um ungefähr einen Punkt (=1 ng/ml) ansteigt, wenn 10.000 Einheiten in einer Einmaldosis gegeben werden.
In der dauerhaften Einnahme sollen 1.000 Einheiten Vitamin D den Spiegel um 10 ng/ml steigern können. Hier müssen aber Vitamin D absenkende Einflüsse wie Übergewicht, Rauchen und Epilepsie-Arznei stärker berücksichtigt werden.
Wenn also in einem Beispiel jemand von 80 kg einen Vitamin D-Spiegel von 10 ng/ml hat und den Zielwert von 40 ng/ml erreichen möchte, so werden 30 x 10.000 Einheiten benötigt. Das sind 300.000 Einheiten. Das entspricht der "Begrüßungsdosis" Vitamin D für einheimische Säuglinge im Jahr 1973. Eine solche Dosis bekommt man in Deutschland nicht ohne Rezept in der Apotheke. Sie muss von fachkundigen Ärzten rezeptiert werden.
