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neues Bewusstsein und Hypothesen über Vitamin D

Vitamin D im PLUSMINUS-Magazin: eine Kritik

Sehr geehrte Damen und Herren der Redaktion von Plusminus (ARD/SWR),

 

ich habe Ihren Beitrag vom 19.02.2014 gesehen, der sich mit dem Thema Vitamin D beschäftigte. Darin sind z.Teil  so unrichtige  und in meinen Augen gefährliche Äußerungen des Prof. Dr. Heseker  gefallen, denen ich unbedingt widersprechen muss.

Seit über 30 Jahren führe ich eine internistisch – hausärztliche Praxis in Berlin – Charlottenburg mit z.Zt. ca 1100 Patienten pro Quartal.  Im Jahre 2009 habe ich den ersten Fall von Osteomalazie (Knochenerweichung durch schweren Vitamin D – Mangel) bei einer damals ca 46 Jahre alten Frau diagnostiziert, ein Jahr später den nächsten Fall. Etliche weitere Fälle folgten. Ich habe nach intensiver Durchsicht der internationalen medizinischen Fachliteratur den Eindruck gewonnen, dass der Vitamin D – Mangel in unserer Bevölkerung eine viel größere Bedeutung hat, als das bisher allgemeine Anerkennung findet. In immer größer werdender Zahl habe ich Patienten entdeckt, die schwersten D-Mangel aufwiesen, begleitet von quälenden Beschwerden, die sie jahrelang zu verschiedenen Ärzten geführt hatten, ohne dass der Vitamin D – Mangel erkannt worden wäre. Nach adäquater Substitution des fehlenden Vitamins hat es bei einer sehr großen Patientenzahl  zu dramatischen Besserungen des Befindens, zum Beenden unnötiger kostspieliger Therapien, Vermeidung weiterer unnötiger Diagnostik, Rückgewinnung der Arbeitsfähigkeit oder vorher verloren gegangener Mobilität geführt .

Inzwischen habe ich (Stichtag 03.03.2014) bei 1333 Patienten/Patientinnen eine Ersterfassung des 25-OH-D3-Spiegels (Vitamin – D- Spiegels) durchgeführt.  Von diesen hatten 480 ! einen Spiegel von unter 10 ng/ml ( = unter 25 nmol/l), - 500 weitere Personen hatten einen Spiegel von unter 20 ng/ml (unter 50 nmol/l).   Betroffen waren alle Altersgruppen. Viele Pat. hatten einen deutlich erhöhten Parathormonspiegel  (was zu Calciumverarmung und Erweichung der Knochen führt !) und etliche Personen hatten dramatisch pathologische Tc-GK-Skelett-Szintigramme (nuklearmedizinische Untersuchung des Skelettes), so dass man ihnen  eine Osteomalazie bescheinigen musste.

Prof. Dr. Heseker hat geäussert, dass der Vitamin D – Spiegel beim Menschen über 50 nmol/l  betragen sollte  (das entspricht 20 ng/ml/- der Umrechungsfaktor  ist 2,5).

Wenn nun von ca 1300 untersuchten Patienten in einer Hausarztpraxis 480 Personen einen Spiegel von weniger als 25 nmol/l (= 10 ng/ml) und weitere 500 Personen einen Spiegel von weniger als 50 nmol/l (= 20 ng/ml) haben, so bedeutet das, dass von 1300 untersuchten Menschen sich 980 im anerkannten Mangel befanden (der niedrigste Wert war übrigens 1,72 ng/ml !!!).  Wie zutreffend  ist dann die Äusserung des Prof. Heseker, in unserem Lande gebe es  keinen Vitamin D – Mangel  ?

Sie haben in Ihrer Sendung suggeriert, dass die Vitamin D – Industrie das Mangel – Thema aufbausche, um Profit zu machen. Die Vitamin D - Präparate sind, verglichen mit anderen Pharmaka, eher von niedrigem Preis (für die meisten Patienten reichen zum Ausgleich des D- Mangels ca 25 Euro pro Jahr aus !).

Ich möchte Sie auf etwas Entscheidendes  hinweisen. Ein viel größeres Interesse der Pharma – Industrie könnte darin zu sehen sein, den verheerenden Vitamin – D – Mangel  in unserer Bevölkerung in Frage zu stellen, um zu verhindern, dass er adäquat beseitigt wird.

Es ist sehr viel einträglicher, einem Menschen die Diagnose „Osteoporose“ zu verpassen und ihm Therapien im Werte von Hunderten und Tausenden Euro pro Jahr angedeihen zu lassen, statt bei ihm den schweren Vitamin – D- Mangel mit „Osteomalazie“ zu diagnostizieren und dieses Leiden mit Vitamin D und Calciumgaben zu beseitigen ! Ich habe durch die Beseitigung des D – Mangels bei Patienten höchstpreisige Schmerzmittel absetzen können, die jährlich Hunderte bis Tausende von Euro verschlungen hätten !

Jedes neugeborene Kind soll in Deutschland ca 1 – 2 Jahre lang täglich 500 IE Vitamin D verabfolgt bekommen. Wäre diese Maßnahme zu tolerieren, wenn wir das Vitamin D nicht für außergewöhnlich wichtig halten ? Es gibt internationale Vorstellungen,mit welchen Werten  ein Mensch als gut mit Vitamin D versorgt, anzusehen ist. Die meisten Wissenschaftler sehen den Bereich bei 30 – 60 ng/ml., andere bei mindestens 20 ng/ml (so z.B. Prof. Dr.Heseker). Von meinen untersuchten 1333 Patienten hatten nur 77 einen Spiegel von über 30 ng/ml (einige von den Erfolgreichen hatten schon in Eigenregie Vitamin D zugeführt oder waren Solarienbesucher !).

In Deutschland gibt es keinen Vitamin D – Mangel ???

Es gibt bei uns keine Krankheiten, die durch D- Mangel verursacht werden ? Warum wird dann international darauf hingewiesen, dass Werte von unter 10 ng/ml mit der ernsten Gefahr der Ausbildung der Osteomalazie verbunden sind ?? Ich habe unter meinen Patienten  bereits 480 solchermaßen Gefährdete ausfindig gemacht,- rechnen Sie diese Zahlen einmal auf alle Praxen Deutschlands hoch !

Zum Schluss möchte ich darauf hinweisen, dass ich keinerlei Interessenkonflikte  habe. Ich empfange seit über 25 Jahren in meiner Praxis keine Pharmareferenten und habe auch bezüglich meiner Erfahrungen bezüglich des Vitamin D noch nicht einen einzigen Kontakt zu irgendeinem Anbieter solcher Präparate aufgenommen.

Ich hoffe, Ihr Interesse geweckt zu haben. Über eine Rückmeldung würde ich mich sehr freuen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. med. Peter Otte

Internistisch-hausärztliche Praxis

Tauroggener Straße 14 Aufg.2 

10589 Berlin

Die kritische Aufarbeitung des TV-Beitrages durch Dr. med. R. von Helden finden Sie hier: "angeblicher Vitaminmangel" ?

 


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